Gleichnis vom verlorenen Sohn

Geschrieben von Wolfgang Hans Albrecht

22. August 2023

Einleitung:

Christus erzählt eine Familiengeschichte, wie einer der beiden Söhne sich entschloss, den Palast seines Vaters zu verlassen, um seine Erfahrungen auf der Erde zu machen. (Lk 15, 11-32)

Der Sohn verlässt den Palast

Der jüngere Sohn bat seinen Vater um sein Erbe. Er bat um seinen Anteil am Vermögen, um damit in die Welt hinausgehen und sie kennenlernen zu können. Als Teil des göttlichen Planes hätte der Allweise Vater die Bitte seines Sohnes unmöglich abgeschlagen können. Es entsprach dem Plan des Vaters, den Sohn ziehen zu lassen um ihn seine Erfahrungen durch die Not machen zu lassen und daraus Wissen zu erwerben und zurückzukehren. Der Sohn erhielt von seinem Vater, worum er gebeten hatte. Doch was hatte er tatsächlich von seinem Vater erhalten? Es waren Verstand, Empfinden und einen materiellen Körper. genauer gesagt handelte es sich um seine derzeitige Persönlichkeit. Nachdem er erhalten hatte um was er bat, zog er fort. Jetzt gibt es viele, die diese Geschichte als Sünde oder Sündenfall bezeichnen. Betrachten wir es doch genauer, es geht doch vielmehr um das Sammeln von Erfahrungen und den damit verbundenen Erkenntnissen, oder? Sich in dieser Situation befindend vergeudete der Sohn sein Erbe. Er wurde zum Bettler und fristete sein Dasein (Existenz) als Schweinehirte.

In Wahrheit schuf er Elementale, weidete sie und lebte von der gleichen Nahrung wie diese, was bedeutet mit der niedrigsten Ausdrucksform des Denkens.

Die Schweine stehen in diesem Gleichnis symbolisch für die Elementale, die der Mensch laufend erschafft.

 

Der Sohn entscheidet sich aus den Umständen heraus, zum Palast zurückzukehren

Eines Tages stellte der Sohn sein Leben, das er zwischen den Schweinen führte, also das Leben inzwischen seiner selbst erzeugten Elementale und seiner selbst erzeugten Welt in Frage.

Er sehnte sich reumütig nach dem Palast seines Vaters zurück und beschloss, zum Vater zurückzukehren. Im Hause seines Vaters waren schon die Diener und Angestellten besser dran als er selbst zur aktuellen Zeit.

Im Haus des Vaters angekommen bat er:

„Vater, ich habe gesündigt, bitte mach mich zu einem deiner Diener“.

Interessanterweise konnte man in diesem Gleichnis keinen Vorwurf, keinen Tadel oder gar eine Bestrafung bemerken. Im Gegenteil, der Vater breitete seine Arme aus und freute sich herzlich über die Rückkehr seines geliebten Sohnes. Ja, er führte ihn sogar zurück in den Palast, kleidete ihn festlich ein und veranstaltete ein großes Fest.

Nebenbei belohnte er ihn, indem er ihm einen Ring an den Finger steckte, das Symbol der Ewigkeit, denn Leben ist Bewegung. So das Symbol des Ringes, denn unabhängig davon, in welche Richtung wir uns dann bewegen, wir werden niemals an das Ende oder den Anfang des Ringes gelangen. Es gibt nur die ewige Bewegung als Symbol der Ewigkeit. Doch was ist das Entscheidende?

In diesem Prozess machte der Sohn einen Schritt voraus und der Vater im Selben Augenblick 10 Schritte.

 

Die Empörung des Bruders

Der Bruder und älteste Sohn des Vaters, der den Palast niemals verlies, lebt im ewigen Jetzt. Er kann sich der Ewigkeit gar nicht gewahr sein, denn er konnte niemals die Erfahrungen machen wie es ist, als Schweinehirte zu leben und Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft innerhalb von Raum und Zeit zu erfahren.

Es heißt ja im Gleichnis:„der Vater schmückte den zurückgekehrten Sohn mit dem Gewand seines Bruders“.

Das bedeutet, der verlorene Sohn hatte nichts verloren von dem, was er einst besaß. Ja, der Vater ließ sogar ein gemästetes Kalb töten, als Symbol des materiellen Körpers.

Doch der andere Sohn protestierte:

„Was hast du für mich getan, der ich die ganze Zeit treu bei dir geblieben bin“?

Der Vater antwortete:

„Mein Sohn, du bist immer bei mir und alles was mein ist, ist auch dein. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden“

Doch der Sohn, der Erzengel, der immer treu bei ihm geblieben ist, hatte nie einen materiellen Körper betreten. Ihm blieben diese Erfahrungen verwehrt.

 

Wer von den beiden Brüdern lebt in einer vorteilhafteren Situation?

Das ist jetzt die entscheidende Frage, wer befindet sich in einer bessern Situation?

Der Erzengel, der den Palast nie verlassen hat, der gut ist jedoch keine Erfahrungen machen konnte in Bezug auf die Existenz des Lebens?

Der verlorene Sohn, der zurückgekehrt ist und alles hat, was der andere Bruder auch hat und kennt, zusätzlich jedoch „Selbstgewahrsein“ oder „Selbstbewusstheit“ kennen gelernt hat?

Doch meines Erachtens gibt es da keine Vor- oder Nachteile, denn jeder der Brüder durfte sich aus dieser Erfahrung heraus selbst neu erkennen. Es zeigt sich einmal mehr, dass es immer beide Seiten braucht, um sich im Gegenüber zu reflektieren zu können.

 

Zusammenfassung

Das führt uns automatisch weiter zu einem Grundsatz, dass das Wesen des Menschen in Bezug auf die Theose (Rückkehr zum Vater) allen Erzengeln weitaus überlegen ist.

Deswegen gibt es am Ende auch keine ewige Bestrafung. Es gibt nur das Erwerben von Erfahrung in der Materie, aus der heraus wir uns zu einer entsprechenden „Selbstbewusstheit“ entwickeln dürfen.

Wie meinte Paulus einst so treffend: „Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg“

 

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